Anmerkung: Dieser Text wurde bewusst genderfrei geschrieben, um den Lesefluss zu erleichtern.
Zum Psychologen? Ich weiß nicht! Aber warum eigentlich nicht?
Wer von euch zweifelt an der Professionalität eines Psychologen, wenn er hört, dass dieser selbst zum Psychologen geht? Wenn „er“ schon Hilfe braucht, wie kann er mir dann helfen? Also, warum macht er es?
Die Antwort ist im Grunde simpel: Psychologen sind auch menschlich! Viele haben die Vorstellung im Kopf, dass Psychologen selbst keine Probleme und ihre Gefühle ständig unter Kontrolle haben. Außerdem müssten sie ja zu jeder Frage die perfekte Lösung bzw. die perfekte Antwort haben, sind immer ausgeglichen und gehen stets positiv durch die Welt. Aber nein, das sind falsche Vorstellungen! Alle Themen, mit denen sich ein Psychologe im beruflichen Kontext beschäftigt, können auch ihn selbst betreffen. Psychologen holen sich professionellen Rat, weil sie wissen, dass es manchmal unumgänglich ist. Ein Unfallchirurg geht doch auch ins Krankenhaus, lässt sich röntgen und sehr wahrscheinlich gipsen bzw. operieren, wenn er sich das Bein gebrochen hat. Selbst kann er das ja wohl nicht machen!?
Warum gehen viele Menschen nicht zur Therapie, obwohl sie wissen, dass es ihnen guttun bzw. helfen würde?
Viele leben noch immer mit dem Vorurteil, dass eine psychologische Therapie nur nützlich ist, wenn man psychische Probleme hat. Auf den Punkt gebracht, soll das heißen: „Ich bin ja nicht deppert! Ich brauch keinen Vogeldoktor!“ Doch das stimmt nicht! Wir alle haben Probleme, manche sind größer, manche kleiner. Aber jedes Problem, das man hat, beschäftigt und belastet uns. Also warum dann eigentlich nicht darüber reden? Warum mit Hilfe eines Psychologen nicht neue Sichtweisen erarbeiten, Trost oder Verständnis einholen, Zeit für sich selbst nehmen, neue Lösungsstrategien finden? Warum nicht mal den ganzen Müll von der Seele reden? Ballast abwerfen? Warum nicht Psychohygiene betreiben? Manchmal sind es nur kurze, vorübergehende Ereignisse im Leben, die einen ein wenig aus der Bahn werfen, aber sehr belastend sein können. Darüber zu reden ist bereits die halbe Miete. Ängste und Sorgen können zu Niedergeschlagenheit, Kummer oder zu Depressionen führen. Also reden wir doch lieber gleich, als es überhaupt so weit kommen zu lassen. Zudem genießt man bei einem Psychologen die volle Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen, Verständnis, fachliche Kompetenz und Objektivität. Gerade Letzteres – Objektivität - findet man beispielsweise im Familien- bzw. Bekanntenkreis eher schwer, da Menschen im persönlichen Umfeld subjektiv befangen sind und genau aus diesem Grund, ihnen wahrscheinlich nicht unvoreingenommen helfen können.
Es sollte in unserem eigenen Interesse sein, sich nicht nur um sein körperliches, sondern auch um sein psychisches Wohlbefinden zu kümmern!
PS: Kleiner Tipp!
Wenn es Ihnen dennoch unangenehm ist, dass Sie zum Psychologen gehen wollen, dann behalten Sie es einfach für sich. Oder erzählt Ihnen die Nachbarin, die mit Anfang 40 völlig faltenfrei ist, dass sie sich Botox spritzen lässt? ;-)