Postpartale Depression

„Ich war verzweifelt! Ich wusste einfach nicht, wie ich ihr helfen konnte. Es ging ihr so schlecht, aber sie wollte keine Hilfe. Sie wollte keinesfalls, dass irgendjemand etwas mitkriegt. Sie schämte sich und weinte viel – sehr viel. Um das Baby konnte sie sich kaum kümmern und wollte es oft gar nicht hochnehmen. Ich war so hin und hergerissen, weil ich sie nicht alleine lassen wollte, aber trotzdem musste ich zur Arbeit. Irgendwann sah ich keinen Ausweg mehr und stellte sie vor ein Ultimatum: Du musst dir freiwillig helfen lassen oder ich muss dich dazu zwingen! Sie willigte endlich ein und es wurde langsam besser.“ (M., 38 Jahre, Vater und Ehemann, dessen Frau an einer postpartalen Depression erkrankt ist)

 

Eine postpartale Depression, was ist das?

 Es ist eine ernstzunehmende Depression, die im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes auftreten kann. Ca. 10-15% aller jungen Mütter leiden unter dieser Erkrankung. Nicht zu verwechseln mit dem Babyblues, welcher ca. am 3./4. Tag nach der Geburt auftaucht, von selbst nach 10-14 Tagen wieder abklingt und den im Schnitt 8 von 10 Frauen erleben. Der Babyblues entsteht durch den rapiden Hormonabfall nach der Geburt, Schlafmangel und den hohen Erwartungen, welche sich frisch gebackene Mütter oft selbst stellen. Ein Babyblues kann jedoch in eine postpartale Depression übergehen. Typische Merkmale einer postpartalen Depression sind starke Selbstzweifel, Stimmungstief, Ängste und Panikattacken und das zermürbende Gefühl, das eigene Baby nicht lieben zu können. Frauen, die an einer postpartalen Depression leiden, brauchen professionelle Hilfe. Dadurch, dass betroffene Frauen von einem starken Schamgefühl  begleitet werden, ist es für sie sehr schwierig, Hilfe anzunehmen. Wohlwollendes und behutsames Vorgehen von allen Seiten, sei es vom Partner und der Familie, als auch vom Therapeuten / von der Therapeutin sind ausschlaggebend für eine erfolgreiche Hilfe und Unterstützung. Es ist leider noch immer ein Tabuthema, denn wie schnell  wird man von der Gesellschaft verurteilt, wenn man als Jungmama nicht glücklich ist? Genau, die Reaktionen sind meistens nicht verständnisvoll oder einfühlsam! Dabei leiden mehr Frauen darunter, als man wahrnehmen möchte, denn in der Öffentlichkeit kann man die Fassade gut halten, auch wenn es viel Kraft kostet – verdammt viel Kraft!