Hilfe, meine Kinder streiten ständig und jetzt kommen auch noch die Sommerferien! Ein entspannter Sommer? Kann das funktionieren?

Eltern mit zwei oder mehreren Kindern fühlen sich jetzt wahrscheinlich angesprochen. Wer mehr als ein Kind hat, weiß, was es bedeutet, wenn Geschwister viel Zeit haben und dabei gelangweilt sind! Ja, hier ist Streit vorprogrammiert! Und ja, streiten ist vollkommen normal, auch wenn es unverständlich klingt! Studienergebnisse zeigen sogar, dass Geschwister circa alle 10-20 Minuten streiten. Wenn man das auf den ganzen Tag aufrechnet, ist das ganz schön viel. Jetzt mag es den einen oder anderen Elternteil möglicherweise vor den Sommerferien grauen, denn genau dann, wenn Geschwister viel Zeit miteinander verbringen, erhöht sich das Konfliktpotenzial! 
 
Warum streiten Geschwister eigentlich so viel? 
 
In erster Linie sind Geschwister Rivalen. Sie müssen sich Liebe, Aufmerksamkeit und Zeit der Eltern teilen und sozusagen erkämpfen. Erwachsene können sich auch mal aus dem Weg gehen. Durch eine zeitliche Trennung können Unstimmigkeiten dadurch gelöst werden. Geschwister jedoch können sich nicht aus dem Weg gehen und sind somit gezwungen, den Streit auszutragen. 
 
Ja, Geschwisterstreit ist sogar wichtig! 
 
Kinder lernen so ihre Bedürfnisse zu erkennen und mitzuteilen. Sie lernen persönliche Grenzen zu setzen und dabei auch die Grenzen anderer zu respektieren. Ein weiterer Lerneffekt ist es, dass Kinder natürliche Konsequenzen ihres eigenen Verhaltens kennenlernen. Schlussendlich lernen Kinder durch streiten Lösungen zu finden, um sich wieder zu vertragen! 
 
D.h. jedoch nicht, dass wir uns als Erwachsene nicht einmischen und den Streit einfach unter den Kindern laufen lassen sollten. Kinder brauchen die Unterstützung und Anleitung von uns Erwachsenen. Natürlich kann man den Kindern auch die Möglichkeit geben, harmlose Meinungsverschiedenheiten alleine zu regeln. Wenn die Konflikte jedoch größer sind, sollten wir helfen. Hier ist auch ganz klar, je jünger die Kinder, desto mehr Hilfe brauchen Sie. 
 
Tipp:

Wir Eltern, beziehungsweise wir Erwachsene, haben immer eine Vorbildfunktion. Kinder lernen von uns als Modell. Wenn wir eine unpassende und unzureichende Konfliktfähigkeit vorleben, werden es unsere Kinder nachmachen. 
 
Tipps für einen „ruhigeren“ Sommer: 
 
Auch wenn der Kindergarten und die Schule Pause machen, sollte eine gewisse Tagesstruktur beibehalten werden. Struktur gibt Sicherheit und Orientierung! 
 
Vergeben Sie kleinere Aufgaben und Tätigkeiten. Ablenkung voneinander mindert natürlich das Konfliktpotenzial und fördert zudem die Selbstständigkeit, sowie die Selbstwirksamkeit ihres Kindes. 
 
Bei Konflikten entstehen viele negative Gefühle, wie Wut, Ärger und Eifersucht. Geben Sie dem Kind die Möglichkeit, diese negativen Gefühle harmlos auszuleben. Zum Beispiel bieten Sie dem Kind an, das es in ein Kissen schreit oder in ein Kissen schlägt. Jedoch sollten bitte keinesfalls Gefühle unterdrückt werden. Die negativen Gefühle sind da, sie können nicht einfach negiert werden. Sie müssen „harmlos“ (nicht selbst- oder fremdverletzend) ausgelebt werden. 
 
Stellen Sie Regeln auf! Z.B. erlaubt oder erwünscht sind: in ein Kissen hauen beziehungsweise schreien, miteinander reden, weggehen und sich eine Pause gönnen. Nicht erlaubt dagegen sind: schlagen, beißen, beschimpfen, beleidigen. Aufgestellte Regeln sollten idealerweise für alle Familienmitglieder verständlich, umsetzbar und bekannt sein. 
 
Tipp: 
Wenn Sie sich in einen Streit einmischen und versuchen, zu schlichten, ist es oft schwer, neutral zu bleiben. Im Nachhinein ist es als Außenstehender nicht eindeutig nachzuvollziehen, wie der Streit begonnen hat beziehungsweise welches Kind, was getan oder gesagt hat. Ergreifen Sie nicht Partei und versuchen Sie beide Seiten zu hören. Partei zu ergreifen, verstärkt nur die Rivalität und schürt weitere Konflikte. Als erste Maßnahme kann immer eine räumliche Trennung stattfinden. Dies kann helfen, dass die hoch gekochten Emotionen erst einmal abkühlen können und sie schaffen sich damit auch Zeit, in Ruhe und reflektiert zu agieren. 

 
Schönen Sommer!